Prof. Oliver Günther

Welche Verantwortung tragen die Jurymitglieder und warum lohnt sich die Teilnahme beim Innovationspreis Berlin Brandenburg, auch wenn man nicht zu den Nominierten oder PreisträgerInnen gehört? Nachgefragt bei dem Jury-Vorsitzenden Prof. Oliver Günther, Ph.D.

Beim Innovationspreis Berlin Brandenburg hat die Jury die besondere Aufgabe, die preiswürdigen Innovationen aus den vielen Wettbewerbseinreichungen auszuwählen. Darüber hinaus steht sie aber auch hinsichtlich eigener Anregungen mit den auslobenden Ländern im Austausch. Was passiert da konkret?

Die Jury agiert natürlich autonom und unabhängig. Auch Länderquoten oder Quoten hinsichtlich der von Berlin und Brandenburg gemeinsam definierten Clustern darf es nicht geben. Entscheidend sind einzig und allein die Innovationshöhe – d. h., die Frage, inwieweit bei der Innovation die Anwendung neuester wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse deutlich wird – sowie der potenzielle „Impact“ – also die absehbaren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, auf den Raum Berlin-Brandenburg, auf Deutschland, auf die EU, auf die ganze Welt. Das sind auch die mit den beiden Ländern abgestimmten Zielvorgaben.

Welche besondere und/oder zusätzliche Verantwortung tragen Sie als Vorsitzender der Jury?

Genau diese Unabhängigkeit der Jury vor politischen oder gar parteilich motivierten Einflussnahmen zu schützen. Was uns als Jury natürlich nicht davon abhält, persönliche Prioritätensetzungen in die Juryarbeit einzubeziehen. Welche Relevanz bei der Beurteilung der Einreichung also z.B. der Förderung der Elektromobilität zukommt, ist die persönliche Entscheidung jeder Jurorin und jedes Jurors.

Die Mitglieder der ehrenamtlichen Jury sind, ebenso wie Sie, beruflich vielbeschäftigte Persönlichkeiten. Was motiviert Sie, diese nicht unerhebliche Arbeitsbelastung zusätzlich zu übernehmen?

Uns liegt allen daran, den Innovations-, Technologie-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Berlin-Brandenburg voranzubringen und so zum gesellschaftlichen Wohl beizutragen. Wie viele Beispiele gezeigt haben, bedarf es dabei der Positionierung unabhängiger Köpfe. Die Politik hat sich im historischen Rückblick nur selten als der geeignetste Akteur bei der Definition wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Prioritätensetzungen erwiesen. Deswegen muss die Jury unabhängig von Vorstellungen der jeweiligen Landesregierungen agieren. Und das sage ich als jemand, der seit vielen Jahren einer Partei angehört, die sowohl in Berlin wie auch in Brandenburg gerade an der Regierung ist.

Beim Innovationspreis gibt es neben den Preisträgern auch Nominierte. Inwiefern profitieren auch diese von ihrer Wettbewerbsteilnahme?

Die Auslober des Preises – also die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und das Brandenburger Wirtschaftsministerium – sind dem Vorschlag der Jury 2019 gefolgt und haben die Preise aufgestockt. Alle bis zu 10 Nominierten – natürlich inklusive der bis zu 5 Preisträger – erhalten nun zusätzlich ein umfangreiches Marketingpaket für die Außendarstellung ihrer Unternehmen bzw. Projekte. Außerdem kann die Jury ab 2020 erstmals einen Sonderpreis vergeben für eine Einreichung, die inhaltlich überzeugt, aber in dem einen oder anderen Punkt aus welchen Gründen auch immer nicht den formalen Vorgaben entspricht. Die dadurch erlangte Beinfreiheit werden wir als Jury verantwortlich ausüben.

Im Zuge der Weiterentwicklung des Innovationspreises gibt es erstmals zusätzlich zum Preisgeld für die Preisträger ein Marketingpaket für die Nominierten. Welche Chancen bietet dieses Paket?

Ganz genau, dieses bereits angesprochene Marketingpaket ist in heutigen Zeiten wichtiger denn je. Es verschafft den Nominierten und Preisträgern einen erheblichen Mehrwert durch Erhöhung der medialen Aufmerksamkeit für die vorgestellte Innovation. Außerdem ist es unser Ziel, die Ausgezeichneten mit diesem Marketingpaket in ihrem weiteren Wachstum zu ertüchtigen: Zum wirksamen medialen Auftritt auf allen relevanten Kanälen sowie zur zielgruppenorientierten medialen Außendarstellung.

Der Fokus des neuen Marketingpaketes liegt auf der Erhöhung der medialen Aufmerksamkeit für Innovationen. Hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Nominierten gerade hier Unterstützung brauchen?

Ja, das ist auch nicht überraschend. Innovatorinnen und Innovatoren sind kreative Entdecker und Erfinderinnen, Problemlöserinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die nicht unbedingt eine ausgeprägte Marketingkompetenz mitbringen. Natürlich gibt es auch unter den Preisträgerinnen und Preisträgern immer die eine oder andere Rampensau, aber das ist doch eher die Ausnahme. Daher ist das Marketingpaket so wichtig: Um die mediale Aufmerksamkeit für die wirklich überzeugenden – oft einfach genialen! – Ideen zu erhöhen und ihnen die Sichtbarkeit zukommen zu lassen, die ihnen gebührt. Dies gilt für alle bis zu 10 Nominierten und den Gewinner des Sonderpreises der Jury. Und selbstverständlich erhalten die bis zu 5 Preisträger auch weiterhin das Preisgeld in Höhe von je 10.000 €.