Ambivation.com ist eine Innovationsberatung und versteht sich als Brückenbauer zwischen Startups und Unternehmen. Die Stärken beider Organisationstypen sollen dazu beitragen, die Innovationskraft zu steigern. Christoph Baier, Gründer und Geschäftsführer von Ambivation.com, erklärt, wie Startups und Unternehmen zusammen kommen, wie Gründerinnen und Gründer innovativer werden können und gibt Tipps für Startups und Unternehmen.
Sie sind der Brückenbauer zwischen Unternehmen und Startups. Warum ist diese Form des Vermittlers in dieser Branche wichtig?
Startups und etablierte Unternehmen unterscheiden sich grundsätzlich enorm in ihrer Arbeitsweise, wodurch einerseits großes Potential besteht, sich gegenseitig zu ergänzen und voneinander zu lernen (Stichwort: Open Innovation). Auf der anderen Seite sind dadurch jedoch gewisse Konflikte im Vorfeld absehbar. Um diese zu vermeiden hat es sich bewährt, als Vermittler zu agieren und den gesamten Prozess der Zusammenarbeit zu moderieren und begleiten.
Was macht die unterschiedlichen Organisationen (Startup und Unternehmen) jeweils aus? Was sind ihre jeweiligen Stärken?
Ihre Unterschiede reichen von der Entscheidungs- und Handlungsdauer über die Produktentwicklung und Management Methoden. Eine klare Komponente, die das Unternehmen einbringt, sind die finanziellen Ressourcen, welche ein Startup normalerweise nicht hat. Darüber hinaus verfügt dieses über ein breites Netzwerk und die Produkte werden bereits lange in der Praxis angewendet. Im Normalfall findet dies vor dem Hintergrund langwieriger bürokratischer Prozesse und föderalistischer Unternehmensstrukturen statt, wohingegen ein Startup schnell Entscheidungen trifft, handelt und dabei auf iterative Vorgehensweise setzt. Im Hinblick auf Innovationsgenerierung ist diese Arbeitsweise sehr erfolgreich.
Wie können Gründerinnen und Gründer innovativ(er) sein? Kann man den Erfindergeist erlernen oder muss der gegeben sein?
Jeder Mensch kann unabhängig von individuellen Merkmalen gründen! Das wichtigste ist Ausdauer. Wie erfinderisch und innovativ die Produkte und Geschäftsmodelle sind, ist nicht allein maßgeblich für den Erfolg eines Unternehmens. Viele tolle Ideen sind schon aus den unterschiedlichsten Gründen gescheitert, z. B. können sie auch einfach zu früh sein, was das Können der Gründer grundsätzlich nicht mindert. Heute gibt es viele Tools, um Ideen frühzeitig zu validieren und Chancen zu erkennen. Genauso wichtig ist aber auch die eigene Überzeugung.
Wie kommen bei Ihnen Unternehmen und Startups zusammen? Gibt es dafür bestimmte Parameter?
Wenn Unternehmen auf uns zukommen haben Sie häufig gewisse Vorstellungen sowohl bezüglich des Bedarfs als auch der Eckdaten des Startups, mit dem sie kooperieren wollen. Nachdem wir eine ausführliche Bedarfsidentifikation durchgeführt haben, scouten wir vor allem anhand der aus dieser hervorgehenden Parameter nach passenden Startups. Je nach Anforderung des Unternehmens können diese Parameter stark variieren, grundsätzlich stehen Aspekte des inhaltlichen Bedarfs und des Geschäftsmodells aber über einzelnen Rahmendaten des Startups selbst.
Wie kann die Zusammenarbeit von Unternehmen und Startups dazu beitragen, dass Innovationen erfolgreich werden? Haben Sie dafür ein Beispiel?
Ein Beispiel hierfür ist ein kürzlich von Ambivation initiiertes Pilotprojekt der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt mit dem Startup ecoworks, das für diesen Sommer geplant ist. Durch industrielle Modernisierung, die sich in maßgeschneiderten Fassadenmodulen und Dachelementen zeigt, sollen alte Bestandsgebäude mit großem Sanierungsbedarf zukünftig CO2-neutral sein. Das Startup ist noch sehr jung aber kann durch die Unterstützung der Nassauischen Heimstätte bereits frühzeitig zur Klimaneutralität beitragen und langfristig einen starken Impact vorweisen.
Gelingt es immer, dass für Startup und Unternehmen eine Win-Win-Situation entsteht? An welchem Punkt kann eine Kooperation gefährdet sein? Was muss beachtet werden, dass dies nicht passiert?
Natürlich ist eine Startup-Kooperation keine Universallösung. Grundsätzlich sollte eine Win-Win-Situation aber immer von beiden Seiten angestrebt werden, wenn es um eine potentielle Partnerschaft geht. Dazu sollten im Vorfeld die Ziele sehr klar abgesprochen und definiert werden. Die Zusammenarbeit mit Startups unterscheidet sich u. a. darin, dass diese im Gegensatz zu anderen Unternehmen durch ihre frühe Phase instabiler sind. Das macht sie anfälliger für ein schnelles, finales Scheitern ihrerseits durch „Ausbeutung”, wodurch am Ende keiner der beiden profitiert.
Konfliktpotential besteht vor allem durch gegenseitige Intoleranz. Beide müssen die Arbeitsweisen des anderen akzeptieren und nach gemeinsamen Lösungen streben. Hierbei ist oft Durchhaltevermögen gefragt. Beide Seiten müssen ihre Stärken ein- und zusammenbringen. Unter der Voraussetzung klarer Absprachen zeigen zahlreiche Kooperationsbeispiele (zum Beispiel in unserem Blog und Newsletter), wie lohnenswert dies ist.
Welche wichtigen Hinweise und Tipps können Sie sowohl Startups als auch Unternehmern an die Hand geben?
In unserer zunehmend komplexeren Welt müssen wir lernen, dass nicht alle Ziele allein und eigenständig erreicht werden können bzw. dass es nicht immer der sinnvollste Weg ist. Es ist nicht nur wichtig seine Stärken zu kennen, sondern auch seine Schwächen. Wenn diese dann als Stärken eines anderen anerkannt und als mögliche Ergänzung statt Bedrohung wahrgenommen werden, entsteht wirklich großes Innovationspotential. Voneinander und gemeinsam zu lernen gewinnt somit zunehmend an Bedeutung, um marktfähig zu bleiben.